Der längste Tag des Jahres 2015
Der 12.07.2015 war für vier LG Steinlach-Athleten ein ganz besonderer Tag, der ihnen mit Sicherheit lange in Erinnerung bleiben wird. Die 31. Austragung des Deutschen Triathlon-Klassikers der Challenge Roth startete um 6:30 Uhr mit dem Start der Profis und einigen wenigen auserwählten Altersklassenathleten. Um 6:40 Uhr und 6:45 Uhr starteten alle Frauen ihr Rennen. Ab 7:00 Uhr starteten alle Einzelstarter in 200-Mann-starken Startwellen mit jeweils 5 Minuten Zeitversetzung.
Als erster unserer vier LG Steinlach-Triathleten stürzte sich Daniel Groß um 7 Uhr in die "Fluten" des Main-Donau-Kanals bei Hilpoltstein. In diesem Schifffahrtskanal ist normalerweise schwimmen strengstens verboten. Extra für das Rennen wurde der Schiffverkehr aber gestoppt. Er startete zusammen mit insgesamt 200 anderen schnellen Altersklassenathleten, welche mit ähnlich schnellen Zielzeitambitionen angereist waren. Manche dieser Athleten gingen etwas übereifrig ans Werk, so dass Daniel unmittelbar nach dem Start im Gemenge einige Schläge abbekam und seine Schwimmbrille neu aufsetzen musste. Nach dem kurzen Aufreger zu Beginn fand er aber ziemlich schnell in den Wettkampf. Mit einer klugen Schwimm-Strategie verpasste er das gewünschte Zeitziel fürs Schwimmen (unter 1h) nur hauchdünn um 23 Sekunden.
Nach einem kontrollierten Wechsel ging es auf die Radstrecke. Hier gelang Daniel Groß ein hervorragender Bikesplit. Dank des zielgerichteten Radtrainings in der Vorbereitung waren die ersten 90km relativ problemlos nach 2:25h geschafft. Trotz der immer weiter steigenden Temperaturen und dem zunehmend stärker werdenden Wind, welcher vor allem auf dem zweiten Teil der Radrunde sehr stark bremste, konnte Daniel Groß sein Durchschnittstempo aus der ersten Radrunde beinahe halten. Er benötigte für die zweite Runde nur 2 Minuten länger, so dass er nach gerade einmal 4:52:42h vom Rad steigen konnte. Das entspricht einer Durchschnittsgeschwindigkeit von fast 37 km/h.
Im Wechselzelt in Roth wurde das Rad gegen die Laufschuhe getauscht und es ging auf den noch ausstehenden Marathon, welcher größtenteils entlang des Main-Donau-Kanals verläuft. Bei Temperaturen von inzwischen deutlich über 30°C und größtenteils praller Sonne auf der Laufstrecke hatte Daniel vor allem auf der ersten Hälfte des Marathons mehr mit den Bedingungen als mit der zunehmenden Ermüdung zu kämpfen. Viele mit Wasser getränkte Schwämme und einige leere Cola- und Wasserbecher später lief es ab Beginn der zweiten Marathonhälfte jedoch deutlich besser für Daniel Groß. In der Konsequenz war der zweite Halbmarathon sogar drei Minuten schneller als der erste. Nach 9:22:20h kam Daniel Groß schließlich als 60. Mann und 16. in M30 ins Ziel. Dies bedeutet eine neue persönliche Bestzeit über die Langdistanz.
Seine Premiere über die Langdistanz feierte Christoph Groß. Mit einem recht großen Fragezeichen über seine aktuelle Form reiste dieser bereits am Freitag nach Roth an. Wegen einer Haussanierung und anstehenden Wohnort-Wechsels nach Mössingen war die Vorbereitung für dieses extreme Rennen auf ein Minimum mit wenigen Stunden Training in der Woche beschränkt. Christoph Groß ging zusammen mit Alexander Görzen in der 2. Männerstartgruppe um 7.05 Uhr an den Start. Mit dem Wissen, was an diesem Tag noch bevor steht, wählte er ein zügiges, aber nicht zu schnelles Tempo. Nach 1:05h konnte er so aus dem Main-Donau-Kanal steigen und sich auf die Radstrecke begeben.
Die erste 90km Radrunde war aufgrund von Überholvorgängen und des welligen Streckenprofils zwar recht unrhythmisch, trotzdem mit 2:28h noch schnell. Gegen Mitte der zweiten Radrunde zog ein immer stärker werdender Gegenwind auf, der alle Teilnehmer bis zum 2. Wechsel nach Roth begleitete. Christoph Groß musste hier einige Körner liegen lassen, so dass die 2. Radrunde 13min. länger dauerte als die Erste.
Wegen des großen Krafteinsatzes auf dem Rad musste auch die angestrebte Marathonzeit von 3.30h schon nach wenigen Metern nach oben korrigiert werden. Aufgrund des Temperaturanstieges am frühen Nachmittag auf über 30°C war eine ausreichende Flüssigkeitsaufnahme an jeder Verpflegungsstation Pflicht. Wie viele der anderen Teilnehmer auch, wechselte Christoph hierbei vom Laufschritt ins Gehen. Motiviert von den tausenden Zuschauern entlang des Kanals und der Laufstrecke durch die Rother Altstadt kämpfte er sich mit einer immer noch starken Marathonzeit von 3:37h ins Ziel. Erst später im Ziel realisierte er, dass er mit 9h 59min. 40sec. Bei seiner Langdistanzpremiere eine absolute Punktlandung unter der „magischen“ 10h Marke geschafft hat.
Andreas Rath startete in der 6. Startwelle um 7:10Uhr und war vor dem Startschuss unbeabsichtigt direkt ganz vorn an der Leine im Wasser platziert. Die Sorge, dass nach dem Start das ganze Feld über ihn drüber schwimmen würde, war zum Glück unberechtigt und er konnte schnell einen guten Rhythmus finden und bereits nach 1:04h das Wasser wieder verlassen. Da sich das Schwimmen relativ locker anfühlte, war er von der Zeit selbst überrascht und guter Dinge, weil seine Lieblingsdisziplin, das Rad fahren, erst noch an stand und er noch voll im Zeitplan war.
Auf den ersten Metern aus der Wechselzone heraus traf er kurz auf Alexander Görzen, der zusammen mit Christoph Groß in der Startwelle 5 Minuten vor ihm gestartet ist. Weil Andreas aber erst noch seinen Radcomputer kalibrieren und die Schuhe richtig anziehen musste, dauerte es fast die ganze erste Radrunde bis er wieder auf Alexander aufschließen konnte. Leider war die erste Radrunde durch die vielen Überholvorgänge der zuvor gestarteten Gruppen relativ unrhythmisch. Dieser Umstand machte sich in der zweiten Radrunde durch schwindende Kräfte bemerkbar und der aufkommende Wind machte die Hoffnung zunichte unter 5Std. für die Radstrecke zu bleiben. Das Ziel, insgesamt unter 10 Stunden ins Ziel zu kommen, lag dagegen noch voll in Reichweite.
Nach einem schnellen Wechsel in die Laufschuhe ging es in den Marathon, für den er vorab etwa 3:30h geplant hatte und sich dafür auch ein paar Kräfte sparen wollte. Bei km 12 auf der Laufstrecke wurde er dann wieder von Alexander Görzen eingeholt, konnte dessen Tempo aber nicht mitlaufen und lief daher allein in seinem Tempo am Kanal entlang bis er am letzten Wendepunkt bei km 31 wieder zu ihm aufschließen konnte. Das Tempo musste zwischenzeitlich auch etwas gedrosselt werden, weil sich schon die ersten Anzeichen von Krämpfen bemerkbar machten, weshalb es dann auch immer knapper wurde, unter den 10h zu bleiben. Allerdings war das zu dem Zeitpunkt nicht mehr das wichtigste und es ging nur noch darum, „es“ hinter sich zu bringen. Dass es sich dann bei so einem langen Wettkampftag auch noch ergibt dass Andreas gemeinsam mit Alex in das Stadion einlaufen konnte, war umso schöner und da waren die 3 Minuten über den 10h auch zu verschmerzen.
Ebenfalls bereits am Freitag ist Alexander Görzen nach Roth angereist, um nichts zu verpassen, aber eher noch um sich mental auf die lange Triathlon Distanz vorzubereiten. Dafür hat er sogar die Landesmeisterschaften und damit die Qualifikation für die deutsche Sommerbiathlonmeisterschaften im Kleinkaliber sausen lassen. Die Challenge war ihm wichtiger, auch er wollte unbedingt einen „Ironman“ absolvieren und hat sich bereits ein Jahr zuvor wie alle anderen auch anmelden müssen. Nun war der Tag gekommen.
Pünktlich um 7:05 Uhr ein lauter Kanonenschuss als Startsignal. Da die Schwimmstrecke im Kanal schön gerade war, konnte sich Alex als eher schwächerer Schwimmer sehr gut am Ufer orientieren. Nach „nur“ 1:10h erreichte er das Ufer.
Nun waren die 180km Rad angesagt, wovor er den meisten Respekt hatte, nicht durchzukommen, beziehungsweise ihm die Puste und Kraft ausgeht. Bis KM 70 fühlte alles schön locker an. Nur war dieses Gefühl nicht mehr von langer Dauer, bei KM 110 merkte Alexander, dass die Kraft sehr schnell schwand. Zum einen weil der „Motor“ sehr warm geworden ist und zum anderen zusätzlich die Sonne noch von oben richtig einheizte. Zum Glück standen zahlreiche Zuschauer an der Strecke, die alle Teilnehmer bis zur Gänsehaut angefeuert haben.
Nach 5:18h konnte auch Alexander vom Rad in die Laufschuhe wechseln und sich auf seine stärkste Teildisziplin begeben. Durch die viele Helfer beim Rennen musste auch Alex beim Wechseln mehr oder weniger nur seine Socken selber anziehen. Mit dem Ziel, und angetrieben von einer Teaminternen Wette, den Marathon in unter 3h zu laufen, startete Alex Görzen mit einem Schnitt von 4:12min/km. Als er seinen Teamkollegen Andreas Rath gesehen hat, wurde er weiter beflügelt die 3 Stunden Marke zu knacken. Doch bei KM 14 war der „Ofen“ aus. Die Geschwindigkeit sank auf eine 5:30er Pace zurück und er konnte einfach nicht mehr. Ab diesem Zeitpunkt wurde jede Verpflegungsstation Plicht. Erst Wasser über den Kopf, dann mit Iso den Durst löschen und zum Schluss noch Cola für die Energiezufuhr. KM 18 passiert konnte er es kaum erwarten das Ziel zu sehen. Ab KM 25 musste er nun schließlich gehen. Bei KM 32 hat sich Alexander sein persönliches Ziel, unter 10 Stunden zu finishen abgeschminkt und ein neues gesetzt: „ Du schafft die Challenge, den IRONMAN, du musst nur noch 9 KM durchhalten“. Aufgeben oder Aussteigen hatten die Zuschauer nicht erlaubt, Sie unterstützen alle Starter gleichermaßen. Gegen Ende des Marathons lief Andreas Rath wieder zu Alex Görzen auf und motivierte diesen, mit ihm zusammen zu laufen. 2km vor dem Ziel hörte man bereits die Musik, den Trubel und das Publikumsgeschrei. Alexander konnte dann zusammen mit Andreas die Ziellinie überqueren und hatte seinen ersten Langdistanz Triathlon in 10:08h absolviert.
An diesem Tag war eine ganze Region im „Triathlonfieber“. Auf die ca. 5000 Starter folgten ebenso viele ehrenamtliche Helfer und über 200 000 Zuschauer entlang der Strecke. Alle vier LG Steinlach-Triathleten konnten dieses extreme Rennen ins Ziel bringen. Zusammen legten sie an diesem Tag 904km ohne Sturz oder Verletzung zurück. Da dieses Rennen auch gleich die Deutsche Meisterschaft über die Langdistanz darstellte, wurden anschließend die Ergebnislisten genau betrachtet. In der Teamwertung verpasste das Deutsche Meisterteam im Crosstriathlon von 2013 mit Daniel Groß, Christoph Groß und Andreas Rath die Bronze-Medaille nur hauchdünn um sage und schreibe 8min. Mit Platz 4 unter 78 gewerteten Teams gehören die Triathleten aus dem Steinlachtal aber trotzdem zu den Besten Langdistanz-Mannschaften in der Bundesrepublik.
Daniel Groß: 9:22:20h
Platz 60 gesamt. AK M30 16.
Deutsche Meisterschaft Platz 29 gesamt. AK M30 7.
Christoph Groß: 9:59:40h
Platz 206 gesamt. AK M25 20.
Deutsche Meisterschaft Platz 93 gesamt. AK M25 10.
Andreas Rath: 10:03:01h
Platz 217 gesamt: AK M30 53.
Deutsche Meisterschaft Platz 100 gesamt. AK M30 22.
Alexander Görzen: 10:08:00h
Platz 241 gesamt. AK M25 23.
Deutsche Meisterschaft Platz 114 gesamt. AK M25 12.