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X-Terra France in Xonrupt-Longemer


Geschrieben von Christoph Groß. Veröffentlicht in Tria Aktuelles 2013.

Xonrupt-Longemer 1 200BildUm die Emotionen bei diesem Rennen am 07.07.2013 besser widerspiegeln zu können, ist dieser Bericht ausnahmsweise nicht in einer objektiven Form, sondern in Ich-Form verfasst worden. So hoffe ich, dass sich die Leser besser in dieses besondere Rennen hineinversetzen können.

Bereits am Samstagnachmittag machten sich Albin Abt, unsere beiden Betreuerinnen Annika und Ina und meine Wenigkeit auf den Weg in die Vogesen. Das Ziel hieß Xonrupt-Longemer in der Nähe von Geradmér ca. 35km westlich von Colmar. Auf dem einen oder anderen Crosstriathlon war ich ja bereits, so dachte ich mir auch hier, super Rennen, nicht allzu weit zum Fahren und die Distanzen mit 1,5km Schwimmen, 34km Mountainbiken und 10km Crosslauf erschienen durchaus als machbar.

Einzig die recht hohe Siegerzeit des vergangenen Jahres deutete ein wenig auf das hin, was uns noch bevorstand. Mein Training war eigentlich genau auf dieses Rennen als einen Saisonhöhepunkt ausgerichtet und nach den mir selber gesteckten Leistungsüberprüfungen mit dem Ultra-Bike vor zwei Wochen und dem 100km Staffellauf vergangenes Wochenende in Tübingen war auch eine recht gute Form attestiert worden. In meiner „schwächsten“  Disziplin dem Schwimmen, fehlte mir dieses Jahr leider noch die Leistungsüberprüfung in einem Freiwasserschwimmen über 1,5km.

Xonrupt-Longemer 2 200BildAm Sonntag, pünktlich um 14 Uhr, gingen an dem idyllisch gelegenen kleinen Badesee in Xonrupt-Longemer über 800 Athleten aus ganz Europa an den Start. Am früheren Tag waren bereits die Kurzdistanz und Kinderrennen ausgetragen worden, so dass zum Hauptrennen einige tausend Zuschauer um den kleinen See herumstanden. Gestartet wurde mit einem Wasserstart. Zum Glück war der Startbereich breit genug, um recht zügig wegzukommen. Hier sollte sich auch gleich zeigen, dass unser Schwimm-Start-Training sehr erfolgreich war, auch wenn meine Trainingskameraden hierbei immer den ein oder anderen Schlag von mir kassiert haben (Danke an dieser Stelle an Andi, Jens und Dominik). Ohne die ganz großen Prügelattacken abzubekommen, wollte ich eine Schwimmzeit von 26-27min. erreichen. Nach 25:30min. kam ich bereits im ersten Drittel aus dem Wasser und unterbot meine eigenen Erwartungen doch recht deutlich.

Der Wechsel aufs Bike verlief recht zügig und kurz nach der Wechselzone ging‘s auch schon mit dem ersten Anstieg los. Ein Blick auf das Höhenprofil der Bikestrecke sagte, 5km den Berg hoch, oben etwas wellig und 3km wieder den Berg runter. Der erste Downhill zeigte auch gleich, was auf der restlichen Strecke auf mich zukommen sollte: Verblockte Abfahrten, Wurzeln abwechselnd mit großen Steinen und Felsbrocken. Das „etwas wellige“ auf dem Höhenprofil waren kurze, sehr steile Rampen von denen jede gefühlt 20-30% Steigung hatte. Die letzte längere Steigung auf der Runde war noch eine schöne, lange Schiebepassage, in der sich Felsbrocken mit Schlammlöchern abwechselten und die oben in einem brutal steilen Wiesenstück enden sollte. Die erste Hälfte der recht langen Schlussabfahrt verlief durchweg zügig, immer wieder nur unterbrochen von einigen Schlammlöchern. Im unteren Teil des Donwhills hätte man gut und gerne auch einen Wertungslauf zu einem Endurorennen veranstalten können. Weils so schön war, haben die Franzosen dann kurz vor Ende des Waldes noch ein paar Bäume umgehauen, die Strecke verlängert und zum Schluss noch einen kleinen Northshore Trail hingesetzt.

Die 2. Radrunde startete recht gut. Im langen Downhill konnte ich einige Konkurrenten auffahren und mit denen den langen Startberg zusammen fahren. Leider hatte ich dann in der Mitte des ersten Bergs einen Kettenklemmer am großen Kettenblatt und meine Gruppe sowie der Rhythmus waren dahin. Die Zwischenzeit der Zeitmessung zeigt hier auch eine Differenz von 3 Minuten, die mich dieses Malheur gekostet hat. Leider war ja nun meine Gruppe weg, die zuvor sehr gut harmoniert hatte und ich hatte keinesfalls das Gefühl zu überziehen. Somit musste ich mich vollens alleine durchkämpfen, was sehr viel Kraft und vor allem Motivation gekostet hat. Für die 34km auf dem Mountainbike habe ich dann doch auch 2h30min. gebraucht. In den letzten 10 Jahren Mountainbikerennen fällt mir jetzt leider auch keines ein, in dem der Schnitt so langsam war ;-) Trotzdem war die Radzeit noch recht ordentlich und ich konnte mich auf dem Rad von einer Platzierung um die 200 (nach dem Schwimmen) in die Top 100 vorkämpfen.

Die nun folgenden 10 Laufkilometer sollten mir noch einmal alles abverlangen. Leider drehte sich kurz nach dem Laufwechsel mein Magen mal wieder um und ich musste einen Stop einlegen. Danke noch an den netten Franzosen, der gleich mit einer Trinkflasche ankam, damit ich mir den Mund ausspülen konnte! Die Laufstrecke führte über 2 Runden à 5km. In den ersten 2km Steigung war dann auch schon jeder Untergrund dabei, auf dem man nur irgendwie laufen kann (Wiesen, Asphaltrampen, Trails, Felsen). Aber es sollte noch härter kommen. Die Veranstalter vom Strongman Run könnten hier nochmal in die Lehre gehen, um zu sehen, wie man wirklich harte Laufstrecken baut. An einem Bachbett entlang, bergauf, im Morast musste versucht werden, in den Fußstapfen des Vordermannes zu bleiben, damit man selbst nicht noch seine Schuhe verliert. Im steilen Bergabstück hatte ich leider nochmals etwas Pech und machte eine Rolle vorwärts. Hierbei holte ich mir einen Cut hinter dem linken Ellbogen, den ich zuerst gar nicht so recht bemerkt hatte. Auf der 2. Laufrunde bin ich wieder an einige Mitstreiter heran gelaufen, diese musste ich aber in dem steilen Bergabstück ziehen lassen, nachdem mein linkes Knie noch eine kleine Kollision mit einem Felsbrocken hatte. Leicht zerknirscht und ziemlich kaputt erreichte ich mit einer (für mich eigentlich indiskutablen) Laufzeit von 62min. das Ziel am idyllisch gelegenen kleinen See in Xonrupt-Longemer.

Trotzdem erreichte ich in 4:01:07h am Ende als 102. in der Gesamtwertung, als 11. in der AK und 5.-bester Deutscher das Ziel. Wie hart die Strecke war, zeigte sich nun auch im DNF der Ergebnisliste. Bei knappen 150 Startern stand dieses Kürzel daneben. Albin schlug sich auch sehr wacker und kam knappe 50 Minuten später immer noch unter 5h Gesamtzeit als 415. in 4:57:27h ins Ziel. Als kleines Trostpflaster bleibt noch zu erwähnen, dass ein netter Neuseeländer im Zielbereich noch meinte, dies sei die härteste X-Terra Strecke weltweit. Das nächste größere Ziel heißt nun Deutsche Crosstriathlon Meisterschaften Mitte August in Rheinland Pfalz. Mal sehen wie gut Andi, Dani und ich dann als Team abschneiden können.