Eindrucksvolles Comeback von Zehnkämpfer Kelmen de Carvalho und gelungene Premieren für den Nachwuchs im Sieben- und Neunkampf
Der Deutsche U18-Zehnkampfmeister des Jahres 2019, Kelmen de Carvalho, konnte erstmals nach fast dreijähriger Wettkampfpause im Sprint und in Sprungdisziplinen wieder an den Start gehen und überraschte mit starken Leistungen. Bei seinem ersten Rennen über die 1,06m hohen Männerhürden wurden über die 110m für ihn richtig gute 15,76s gestoppt, die er quasi in einem Sololauf weit vor dem Feld erzielte. Im nachfolgenden Diskuswettkampf zeigte er seine Wurfstärke und erzielte fast 47m. Damit übertraf er die Leistungen des aktuellen Zehnkampf-Weltmeisters Niklas Kaul und des Europameisters Arthur Abele, welche fast zeitgleich im ca. 100km nördlich entfernten Bernhausen auf Weiten von 45m bzw. 44m kamen. Auch im anschließenden Stabhochsprung konnte der Hechinger Zehnkämpfer nach langer Abstinenz überzeugen. Wie er sich nach gerade einmal zwei Trainingseinheiten präsentierte, war schon beeindruckend. Aus einem verkürzten 10-Schritt-Anlauf steigerte Kelmen de Carvalho seine bisherige Bestmarke von 4,00m aus dem Jahre 2019 auf 4,40m.
Nicht so gut lief es für Joshua Kommer bei seinen Tests. Über die von ihm ungeliebten 110m Hürden kam er schon an der zweiten Hürde aus dem Rhythmus und musste aussteigen. Beim Diskuswurf konnte er mit Würfen über die 34m Marke hinaus zufrieden sein. Etwas unglücklich verlief der Stabhochsprung für ihn. Nach technisch sauber übersprungenen 3,60m wurde ihm der Stab zu weich. Doch leider war für ihn kein sinnvoller nächsthärterer Stab greifbar, so dass er sich anschließend mit einem zu harten Stab vergeblich mühte. Im anschließenden Speerwurf konnte sich der Weilstettener im Trikot der LG Steinlach-Zollern mit guten 51,77m wieder rehabilitieren.
Bei den WU16 gingen Marlene Grünwald (W15) und Leyla Becker (W14) erstmals in einem Siebenkampf an den Start. Die Mössingerin Marlene Grünwald konnte sich im Starterfeld, welches die stärksten Athletinnen Württembergs umfasste, mit hervorragenden 3.537 Punkten auf dem dritten Rang platzieren. Damit verfehlte sie die Norm für die deutschen Titelkämpfe um weniger als 40 Punkte. Zum Auftakt sprintete sie bei Gegenwind Bestzeit über die 100m (13,49s) und ließ gute 4,72m im Weitsprung folgen. Beim Kugelstoßen blieb sie im Wettkampf mit 9,71m deutlich unter Wert, nachdem sie im Einstoßen nahezu 11m gestoßen hatte. Überzeugend war dann wieder die persönliche Bestleistung im Hochsprung mit 1,52m. Beim 80m Hürdenlauf lief sie zwar etwas zu verhalten, aber 12,90s können sich dennoch sehen lassen - ebenso wie der Speerwurf mit 28,46m. Beim abschließenden 800m Lauf zeigte Marlene Grünwald dann ihre Vielseitigkeit und siegte nach einem sehr couragierten Lauf in 2:32,04min.
Leyla Becker, die im Vorjahr an beiden Knien operiert worden war und sich seit dem Winter mit viel Fleiß wieder zurückkämpft, holte sich im Siebenkampf mit 2.965 Punkten erfreulicherweise die Qualifikationsnorm für die württembergischen Titelkämpfe. Sie startete auch mit Bestzeit über die 100m (13,71s). Erfreulich war auch ihr Weitsprung mit 4,30m, wenn man bedenkt, dass sie in dieser Disziplin nach der Vorgeschichte immer noch gewisse Hemmungen mit der Landung hat. Weitere gute Leistungen erzielte sie mit 1,36m im Hochsprung sowie mit 13,55s über die 80m Hürden.
Eine sehr spannende Aufgabe hatte sich Emil Schmidt aus Hechingen-Boll gestellt. Man kennt ihn als guten Läufer, der insbesondere über 800m immer wieder Erfolge auf Kreis- und Regionalebene eingefahren hatte. Bei so vielen älteren Mehrkämpfern in seinem Verein, hatte er es sich zu Beginn des Wintertrainings zum Ziel gesetzt, auch einmal einen Neunkampf – quasi den Zehnkampf für seine Altersgruppe – zu absolvieren. Nachdem er im Winter bereits erstaunliche technische Fortschritte beim Hürdenlauf und im Wurf erkennen ließ, ging es zuletzt im „Crash-Kurs“ ans Stabhochspringen, welches die Mehrkämpfer der LG Steinlach-Zollern mangels Indoor-Trainigsstätte nur im Sommer in den heimischen Gefilden absolvieren können. Der 15-jährige Nachwuchsathlet bewies hier Fleiß und konnte nun im ersten Wettkampf die Früchte ernten. Beginnend bei einer Anfangshöhe von 1,80m kam er von Höhe zu Höhe besser in den Wettkampf und überraschte letztendlich mit übersprungenen 2,50m. Weitere gute Ergebnisse verzeichnete er im Hochsprung (1,52m) und im 80m-Hürdenlauf (13,60s), den er sogar im 3er-Rhythmus durchlaufen konnte, obwohl die Abstände der Hürden für ihn noch sehr weit sind. Auch wenn man merkte, dass beim Diskus- und Speerwurf aufgrund der fehlenden Trainingsmöglichkeiten in einer Halle erst so allmählich eine gewisse Routine einkehrt, konnte Emil Schmidt das Ziel Neunkampf mit fast 4000 Punkten erfolgreich erreichen. Wie anstrengend ein Neunkampf aber nicht nur in der Vorbereitung, sondern auch bei der Absolvierung über zwei Tage dann doch ist, musste auch der erfahrene Läufer Emil Schmidt im abschließenden 1000m-Lauf erfahren. Nach zwei anstrengenden Tagen mit vielen Versuchen und Disziplinen bei sommerlichen Temperaturen sind die Beine dann doch viel schwerer als bei einem einzelnen Lauf.
Herzlichen Glückwunsch!