Deutsche Mehrkampfmeisterschaften Aktive und U23:
Jana Mees kam nach einem etwas unglücklichen Siebenkampf trotzdem noch auf beachtliche 5.038 Punkte, die ihr Rang 9 einbrachten. Mit Saisonbestleistung und der zweitbesten Punktzahl ihrer Laufbahn fehlten ihr zu Rang 6 am Schluss ganze 30 Punkte. Den anderen LG-Startern bereiteten die Knie Probleme. Maik Merle musste den Zehnkampf zum Ende des ersten Tages aufgeben, nachdem das Knie nicht mehr mitmachte und die ebenfalls qualifizierte U23-Mehrkämpferin Jule Eissler konnte nach einer kürzlich im Training erlitten Knieverletzung gar nicht erst an den Start gehen.
Insgesamt zeichneten sich die diesjährigen Deutschen Mehrkampf-Meisterschaften durch eine außergewöhnliche Atmosphäre aus. Überraschend viele Zuschauer insbesondere am Sonntag, klatschend direkt an den Anlagen stehend, spornten die Athleten mit ihren Anfeuerungen immer wieder zu tollen Leistungen an. Und so manche Topleistung ging auch auf das Konto der LG Steinlach-Zollern. So erzielte Niklas Kretschmer mit 48,07m die beste Diskusweite aller Zehnkämpfer und Jana Mees kam beim abschließenden 800m-Lauf mit deutlichen Vorsprung als Schnellste aller Siebenkämpferinnen über die Ziellinie. Der Lohn war eine klasse neue persönliche Bestzeit von 2:15,14min.
Siebenkampf der Frauen
„Ein Wettkampf der vertanen Möglichkeiten!“, so brachte LG-Siebenkämpferin Jana Mees den ersten Tag für alle LG-Athleten ziemlich zutreffend auf den Punkt. Sich selbst kreidete die letztjährige Sechstplatzierte im Siebenkampf der Frauen an, dass sie sich in den technischen Disziplinen nicht so gut wie gewohnt fokussieren konnte. Am ersten Tag blieb sie über die 100m Hürden an zwei Hürden etwas hängen, lief aber dennoch gute 14,80s. Im Hochsprung gingen für sie ebenfalls ordentliche 1,59m in die Wertung ein, die aber nicht ihr Sprungvermögen an diesem Tage wiederspiegelten. Bei 1,62m war sie eigentlich klar über der Latte, riss dann aber aus einer Unachtsamkeit heraus. Auch beim Kugelstoßen ging es ähnlich weiter. Es waren ganz ordentliche Stöße, denen aber der letzte Touch fehlte. Über 200m zeigte Jana Mees, dass sie trotz recht langer Trainingspause ihre Schnelligkeit schon wieder ganz gut erarbeitet hat. 25,11s entsprachen zwar nicht ganz ihrer Wunschvorstellung. Aber der sehr starke Gegenwind in der Kurve machte allen einen Strich durch die Rechnung. Und Jana lief immerhin die drittschnellste Zeit aller Siebenkämpferinnen. Nach Tag 1 bedeutete dies Rang 8 – Rang 6 noch immer in Reichweite. Am zweiten Tag blickte Jana Mees dem Weitsprung etwas skeptisch entgegen, nachdem die Verletzung aus den letzten Wochen sich über Nacht wieder großflächig zurückgemeldet hatte. Entsprechend verhalten ging sie den Weitsprung an, konnte sich zwar von Versuch zu Versuch etwas steigern, blieb mit 5,22m aber deutlich unter ihren Möglichkeiten. Auch beim folgenden Speerwurf konnte sie ihre Befangenheit nicht ablegen, so dass sie nach zuletzt großen Fortschritten im früher von ihr so verhassten Speerwurf nicht ihr wahres Leistungsniveau zeigen konnte. Zwischenzeitlich war Jana auf Rang 10 abgerutscht und die Abstände zu den davorliegenden Rängen kaum mehr aufzuholen. Doch dann folgte ein Mega-Finish der 24-jährigen sprintstarken Siebenkämpferin über die 800m, bei dem sie ihre PB gleich um 3 Sekunden auf 2:15,14min drückte und den anderen Siebenkämpferinnen keine Chance ließ.
Zehnkampf U23 und Männer
Die LG Steinlach-Zollern Mehrkämpfer waren zum Wettkampfauftakt mit dem Start über die 100m bei Gegenwind nicht zufrieden. Niklas Kretschmer kam beim Start entgegen seiner sonstigen Gewohnheit nicht gut weg und vergaß beim Aufholversuch auf die Schrittlänge zu achten. Mit 11,82s verlor er fast drei Zehntel auf seinen besten Zehnkampf in diesem Jahr. Maik Merle, der in den letzten Monaten und Jahren generell verletzungsbedingt recht wenig Sprinttraining absolvieren konnte, musste sich mit 12,06s zufrieden geben. Im Weitsprung der Zehnkämpfer gab es nun Rückenwind, den beide LG-Springer nur bedingt nutzen konnten. Nach guten Trainingsleistungen trafen sich beide dieses Mal beim Absprung leider nicht so richtig. Maik erschwerten es die aufkommenden Kniebeschwerden. Beim Kugelstoßen konnten sich beide von Versuch zu Versuch verbessern. Nach mäßigem ersten Durchgang von beiden kam Maik immerhin noch auf 11,51m. Niklas, der schon seit zwei Jahren an einer Kapselverletzung an den Fingern der Stoßhand laboriert, erzielte mit 13,93m immerhin neue PB. Beim Hochsprung ging es beiden ähnlich wie ihrer Mannschaftskameradin Jana Mees zuvor. Beide stellten ihre PB ein, mussten aber bei der nachfolgenden Höhe unglücklicherweise die Segel streichen. Für Maik waren die 1,88m ganz knapp, während Niklas bei den 1,91m aufgrund des plötzlich stark auffrischenden Gegenwindes zu weit vor der Anlage absprang. Obwohl er die Höhe mehr als deutlich hatte, fiel er dann wieder zu früh ab und berührte die Latte noch. Beim abschließenden 400m-Lauf hatten die Männer auf der Gegengerade und der Zielkurve mit dem starken Wind zu kämpfen. Niklas und Maik blieben dadurch trotz sehr engagierter Läufe etwas unter ihren Planzeiten. Nach dem ersten Tag lag Niklas Kretschmer bei den U23 auf Rang 2 – knapp vor dem Drittplatzierten aus Herzogenaurach – und Maik Merle auf Rang 14 bei den Männern.
Für Niklas Kretschmer stand zu Beginn des zweiten Tages der ungeliebte Hürdenlauf über die 1,07m hohen Hürden auf dem Programm. Nachdem er an die erste Hürde zu nah dran sprintete, blieb er an dieser ziemlich hängen. Der „Rumpler“ kostete ihm zwar wertvolle Geschwindigkeit, schien ihn aber aufgeweckt zu haben. Er lief danach sehr kontrolliert weiter und kam noch in neuer PB von 16,40s ins Ziel. In seiner Spezialdisziplin, dem Diskuswurf, sorgte sein erster Wurf gleich für ein Staunen bei den Zuschauern. Die Scheibe landete erst kurz vor der 50m-Marke und damit deutlich weiter als bei den meisten anderen Zehnkämpfern. 48,07m wurden gemessen – nur knapp unter PB – und die beste Tagesweite. Auch beim Stabhochsprung konnte er trotz der langen Pause seine Konzentration und Motivation hoch halten. Mit 4,60m hatte er erneut eine neue PB aufgestellt und auch der erste Versuch über 4,70m war nur hauchdünn gerissen. Inzwischen zogen dunkle Wolke heran, die aber für die Speerwerfer zunehmend Gegenwind bescherten. Niklas konnte dies gut nutzen und ließ gleich im ersten Versuch den Speer starke 58,36m segeln. Vor dem abschließenden 1500m-Lauf hatte es angefangen, zu regnen. Nach etwas zu langsamen zwei ersten Runden, fightete Niklas in den letzten beiden Runden gewaltig. Der Lohn war nicht nur neue PB über 1500m (4:48min), sondern auch im Zehnkampf Bestleistung mit 7.118 Punkten. Damit hat er erster Zehnkämpfer der LG Steinlach-Zollern mit Männergeräten die 7000er-Marke übertroffen und bei den Meisterschaften sich die Silbermedaille bei den U23 hinter Alexander Jung vom LC Rehlingen gesichert, der mit 7.452 Punkten sogar mehr Punkte gesammelt hatte als die besten Männer.
Betreuung und Fans
Die LG Steinlach-Zollern war bei diesen Meisterschaften mit einem umfangreichen Team am Start vertreten. Neben Trainer Martin Grundmann und einigen weiteren Athleten waren sogar Physio und Mentalcoach dabei. Nachdem Jule Eissler selbst nicht starten konnte, stellte sie sich als angehende Physiotherapeutin selbstlos in den Dienst ihrer Mannschaftskameraden. Ebenso war Mentalcoach Frank Isola aus Pforzheim, mit dem die LG-Mehrkampfgruppe bereits seit einigen Monaten zusammenarbeitet, auch beim Wettkampf dabei und konnte den Athletinnen und Athleten wertvolle Unterstützung bieten. Das Ganze in tollen Bildern für die LG festgehalten haben die Hobbyfotographen Sören Herl aus Haigerloch und Armin Mees, der als Vater sich den Auftritt seiner Tochter nicht entgehen lassen wollte.
Als bei der Siegerehrung von „Trainer-Athlet“-Niklas seine zahlreichen mitgereisten Schützlinge ihm frenetisch zum Gewinn der Silbermedaille zujubelten, stellte der Stadionsprecher beeindruckt fest, dass man jetzt am besten noch einen Wettbewerb für den lautesten Fanclub veranstalten sollte.
Leider wurde Niklas anschließend noch zur Dopingkontrolle ausgelost, was für die LG-Fan-Gemeinde bei nun strömenden Regen unkalkulierbare Wartezeit bedeutete, weil alle gemeinsam mit dem Vereinsbus angereist waren. Alle zusammen kehrten dann noch beim benachbarten „Griechen“ ein, weil sich der Hunger inzwischen nicht nur bei den aktiven Sportlern deutlich bemerkbar gemacht hatte. So ging es dann spät nach einem erfüllten Tag über Reutlingen zurück in die Steinlach-Zollern-Region.
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