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Internationales Mehrkampf-Meeting Ratingen: Sensationssieg von Sandrina Sprengel im Siebenkampf


Geschrieben von Martin Grundmann. Veröffentlicht in LA Aktuelles.

Ratingen 1 200Bild Foto Fynn ZenkerSiebenkämpferin Sandrina Sprengel hat am 22./23. Juni 2024 sensationell das internationale Ratinger Mehrkampf-Meeting vor den Toren Düsseldorfs im Siebenkampf mit einer deutlichen Steigerung ihrer persönlichen Bestmarke (PB) auf hervorragende 6.260 Punkte gewonnen. Das bedeutet eine Steigerung ihrer vormaligen Bestmarke um satte 245 Punkte. In der aktuellen Weltbestenliste der Frauen schiebt sich die Grosselfingerin damit unter die Top 20 und stellt nebenbei noch einen neuen Baden-Württ. Rekord im Siebenkampf der Frauen auf. Und das Meeting in Ratingen ist nicht irgendeines, sondern wurde von zahlreichen Athletinnen und Athleten genutzt, um noch in letzter Minute auf den Qualifikationszug zu den olympischen Spielen in Paris aufzuspringen. Daher standen im Siebenkampf allein 16 Siebenkämpferinnen mit einer Bestleistung von über 6.000 Punkten in der Meldeliste. Die jüngste von allen war die 20-jährige Sandrina Sprengel von der LG Steinlach-Zollern.

Ratingen 2 200Bild Foto Fynn ZenkerZu Beginn des Siebenkampfes über die 100m Hürden gab es für das große Nachwuchstalent einen Start nach Maß und ein großes Aufatmen. Sandrina Sprengel zeigte einen technisch fehlerfreien Lauf und konnte ihre PB von 13,66s auf starke 13,50s drücken. Diese Leistung ist umso bewundernswerter, da sie vor fünf Wochen bei ihrem ersten Auftritt im Mehrkampf-Mekka Götzis an der letzten Hürde einfädelte und stürzte. Unterschiedlicher konnten die Emotionen bei ihren zwei großen Auftritten in 2024 nicht sein. Während die LGSZ-Athletin in Götzis nach dem unglücklichen Sturz sehr „geknickt“ war, weil der Siebenkampf bereits nach wenigen Sekunden trotz aller nachfolgender Bemühungen insgesamt nicht mehr zu retten war, war sie nun in Ratingen von Beginn an im „Flow“ und hatte alle Möglichkeiten, ihre starke Verfassung in dieser Saison unter Beweis zu stellen. Beim anschließenden Hochsprung überquerte die Athletin erfreulicherweise im dritten Versuch 1,78m. Sie hatte sich damit in die Top 3 des Ratinger Meetings vorgeschoben. Diese Position konnte sie auch im Kugelstoßen bestätigen, als sie sich im letzten Versuch noch auf eine neue PB von 13,26m steigerte. Zum Abschluss des ersten Tages beeinträchtigte Gegenwind die Siebenkämpferinnen beim 200m-Lauf. Aber mit 24,21s meisterte die letztjährige U20-Europameisterin auch diese Disziplin sehr gut und schob sich in der Gesamtwertung sogar hinter der früheren Vize-Weltmeisterin Carolin Schäfer auf Rang 2.

Ratingen 3 200Bild Foto Fynn ZenkerBeim Weitsprung zum Auftakt des zweiten Wettkampftages konnte Sandrina Sprengel weiterhin ihre Leistungen gut abrufen. Letztendlich gingen für sie sehr gute 6,27m in die Wertung ein, was ihr in der Gesamtwertung nun die Führung einbrachte. Im Speerwurf machte es die Youngsterin im Feld etwas spannend. Aber nach Würfen mit 40m und 43m katapultierte die LGSZ-Siebenkämpferin im letzten Versuch den Speer noch auf eine neue PB von 46,03m hinaus. Damit lag sie vor dem abschließenden 800m-Lauf immer noch 5 bis 6 Sekunden vor ihren beiden direkten Verfolgerinnen, die aber als stärke Läuferinnen einzustufen waren. Doch Sandrina Sprengel lief taktisch sehr gut, folgte anfangs ihren schnell anlaufenden Widersacherinnen nicht direkt, um nicht zu überdrehen. In der zweiten Runde verkürzte sie den Rückstand und konnte so einen knappen Vorsprung zum Sensationssieg im Siebenkampf ins Ziel retten. Mit 6.260 Punkten lag Sandrina Sprengel knapp vor Kate O´Conner aus Irland (6.244 Punkte) und Tori West aus Australien (6.235 Punkte) und konnte ihr Glück kaum fassen: „Ich bin überglücklich, denn ich habe niemals mit dem Sieg gerechnet. Das hat mich völlig überrascht.“

Ratingen 4 200Bild Foto Fynn ZenkerTrotz des überzeugenden Sieges und der Top-Punktzahl wird Sandrina Sprengel anders als die direkt hinter ihr Platzierten nicht bei den olympischen Spielen in Paris starten dürfen. Verantwortlich hierfür ist das Rankingsystem des Leichtathletik-Weltverbandes, das über einen Zeitraum von mehr als einem Jahr Punkte aus entsprechenden Welt-Meetings ermittelt. Bei der erst in diesem Jahr in die Frauenklasse aufgestiegenen Sandrina Sprengel wirkt sich dabei negativ aus, dass sie im letzten Jahr noch bei Jugendmeisterschaften aktiv war, die aber kaum Ranking-Punkte einbrachten. Ratingen 5 200Bild Foto Fynn ZenkerZudem können Siebenkämpferinnen im Jahr bei vernünftiger Belastungssteuerung grundsätzlich nicht mehr als drei bis vier Mehrkämpfe absolvieren und haben im Gegensatz zu Disziplin-Spezialisten nur wenige Chancen, Punkte für die Rangliste zu sammeln. Bei Sandrina Sprengel kommt nun das Sturzmissgeschick in Götzis negativ zum Tragen, wodurch sie dort keine Rankingpunkte erhalten hatte. Allzu traurig wird die 20-jährige nicht sein, war und ist ihr Ziel doch erst die Teilnahme an den olympischen Spielen 2028 in Los Angeles.

Herzlichen Glückwunsch!