Wenn ein Marathon viel zu kurz ist
Werner Bayer, Lauftreffleiter der LG Steinlach-Zollern, absolvierte am 10./11. Juni 2022 in Biel (Schweiz) mit der klassischen 100 km-Distanz bereits seinen dritten Ultramarathon. Die klassische 100 km-Distanz wird in Biel seit 1959 ausgetragen und gilt als eines der weltweit größten Events für Läufer, denen ein „normaler“ Marathon über 42,2 km viel zu kurz ist. Werner Bayer aus Melchingen lief 2019 ebenfalls in Biel seinen ersten sogenannten Ultramarathon, damals über die 56 km-Distanz. Im Jahr 2020 sollte dann bereits der „100 km-Marathon“ folgen, der dann aber coronabedingt nicht bzw. im Folgejahr 2021 nur abgeändert stattfand und weniger attraktiv war. Stattdessen wählte Werner Bayer im vergangenen Jahr mit dem „Mozart 100“ einen anderen 100 km-Lauf für sein Debüt auf einer richtig langen Strecke.
In 2022 sollte es dann aber endlich mit dem lange ersehnten und über Jahre akribisch vorbereiteten Start bei den 100 km von Biel klappen. In den letzten vier Monaten vor der „Nacht der Nächte“ – denn der Startschuss in Biel erfolgt um 22 Uhr – trainierte Werner Bayer wöchentlich 80 bis 100 km und war sehr zuversichtlich, diese Distanz auch am Stück gut zu bewältigen – so wie rund 540 weitere Starter aus der ganzen Welt ebenfalls. Tatsächlich ins Ziel kamen dann 425 Finisher – denn selbst gut vorbereitete Ultraläufer müssen nicht selten wegen Verletzungen oder Erschöpfung einen solch‘ langen Lauf abbrechen. Bayer genoss den Start in Biel, wo hunderte Zuschauer die Läufer begeistert anfeuerten. Die zu laufenden Wege waren entweder asphaltiert oder geschottert und boten insgesamt 700 Höhenmeter. Zuerst galt es, ein gleichmäßiges Tempo anzuschlagen, um die komplette Strecke durchlaufen zu können.
Anfangs lag Werner Bayer sogar leicht über seinem veranschlagten Tempo und war guter Dinge. Nach der sechsten Verpflegungsstelle bei Kilometer 31 plagten ihn dann vorübergehend heftige Magenschmerzen, so dass die folgenden 15 km besonders hart wurden und einige Gehpausen erzwangen. Als die Schmerzen nachließen, konnte er wieder zur geplanten Laufgeschwindigkeit zurückkehren. Ab Kilometer 60 kamen durch den heranbrechenden Tag zudem neue Kräfte auf und die schöne Landschaft lenkte von der Kraftanstrengung ab. Die Zuschauer, die teilweise auch nachts an der Strecke ausharrten und die Läufer anfeuerten, sorgten für zusätzliche Motivation und Werner Bayer lief Kilometer für Kilometer konstant weiter. Gegen Ende wurde es doch etwas zäh, die allerletzten Kräfte reichten aber noch für einen Schlusssprint. Stolz und glücklich, das Projekt „Biel 100“ vollendet zu haben, freute er sich schließlich auch, mit der Zeit von 10:51 Stunden den 59. Rang unter 425 Finishern erreicht zu haben.
Herzlichen Glückwunsch!