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Mit der LG Steinlach auf den Spuren der Beuremer Elsa


Geschrieben von Claudia Schneider. Veröffentlicht in NW Aktuelles 2011.

Beuremer_Elsa_danach_1_700BildZur Einführung in die Spurensuche hatte Iris Hagenbach eine kleine Überraschung organisiert: Elsas Stimme war über Kassette zu vernehmen:
Obwohl Elsa als nicht ganz „normal“ galt, hatte sie die Gabe, Gedichte zu verfassen und sie bei Geburtstagen und Festen in Beuren vorzutragen. Ein Beurener Ehepaar stellte die Kassette zu Verfügung, die bis dato noch niemals in der Öffentlichkeit gehört wurde.
Vielen herzlichen Dank dafür!
Im  Klinikgedicht von 1945 heißt es zum Beispiel:

Und morgen werd` ich operiert,
mit Jod eingeschmiert,
die Herren Doktor steh`n umher,
als ob ich eine Sklavin wär....

Die Elsa-Spurensucher und Spurensucherinnen erfuhren viele Begebenheiten aus Elsas langem Leben. So machte Elsa ihre Runde bei den Mössinger Handwerkern. Sie brachte Rechen, Hacken, Gabeln, Sensen, Körbe, Ketten, Eimer zum Reparieren zu den verschiedenen Handwerkern, kaufte in der Gärtnerei Nill Kraut- und Tomaten-Setzlinge und „Dag-und-Nacht-Veigele“. Beim Schuhmacher Wagner ließ sie die stark beanspruchten Schuhe und Stiefel reparieren, beim Rechenmacher Wagner die Rechen.

Bei vielen Mössingern und Belsemern saß sie oft auf der „Stäffel“, bis man sie hereinholte. Dort gab es eine warme Suppe, mal Linsen mit Spätzle oder Sauerkraut. Elsa hatte immer einen Bärenhunger. Es war bekannt, dass sie sich selbst nur sehr selten kochte. Sie war überhaupt nicht „schleckig“, aß alles mit Vergnügen und dankte mit einem „Vergelt's Gott“. Ein Glas Most – manchmal mit Sprudel oder Wasser verdünnt (ihr Heimweg stand ja noch bevor) - gehörte immer dazu.

Elsa war eine Grenzgängerin; sie überschritt fast täglich sowohl die Landesgrenze, wie auch die Stadtgrenze und die Konfessionsgrenze.

Auch eine Zeitgrenze überschritt sie: Sie entstammte der alten Zeit, in der alles repariert, erhalten und bewahrt wurde und rutschte in eine neue Zeit hinein, in der alles weggeworfen wird. Der Inhalt ihres letzten Rucksacks spricht Bände darüber: u.a. Kaugummipapiere, Kronkorken, Feuerzeuge aus Kunststoff sowie eine Mundspraydose wurden darin gefunden.

Mit diesen Informationen versorgt, erreichte die große Gruppe nach einem steilen und beschwerlichen Aufstieg die Hochfläche.

Was für ein Gefühl war das für die Elsa, wieder oben zu sein?

Für die Wanderer war es ein gutes Gefühl, denn sie erblickten unter dem Kreuz ein gedecktes Tischchen: selbstgebackenes Vollkornbrot und Senf, sowie verschiedene Getränke erwarteten sie. Und es gab nochmal eine in guter Erinnerung gebliebene Geschichte: In Bärbel Boll`s Elternhaus, der „Sonne“ in Belsen, war Elsa oft zu Gast. Sie liebte Senf zum Essen. Vorsorglich achtete die Wirtin darauf, dass die Senfgläser nicht so voll waren. Denn: egal wie voll sie waren, es blieb kein Senf übrig. Elsa leerte alle Gläser. Viele Zuhörer schmunzelten, waren amüsiert und konnten sich die Situation lebhaft vorstellen.

Bis hierher hatte das Wetter gehalten. Auf dem  Rückweg nieselte es leicht. Doch niemand ließ sich die gute Laune, die angeregte Unterhaltung - auch mit bisher unbekannten Mitwanderern - und die Stimmung dadurch verderben. Überall sah man frohe und zufriedene Gesichter und es gab zur Freude der LG Steinlach-Organisatorinnen viele positive Rückmeldungen. folder Zur Streckenansicht

Ganz herzlichen Dank an Bärbel Boll, Iris Hagenbach und Maria von Wulfen!

Das versprochene, leckere Brotrezept von Maria von Wulfen kann folder HIER auf der Homepage abgerufen werden. Dort finden sie auch viele eindrucksvolle Bilder von der Spurensuche.
Gutes Gelingen und guten Appetit!

Bilder in der Fotogalerie