Deutsche Mehrkampfmeisterschaften in Wesel: Sandrina Sprengel deutsche 7-Kampf-Meisterin der U18
Sandrina Sprengel war mit der besten Vorleistung bei den WU18 und damit mit dem Druck als Favoritin zu den deutschen Titelkämpfen gefahren. Doch von Beginn an zeigte die 17-jährige Grosselfingerin, dass sie in sehr guter Form und mit guten Nerven angereist war. Während beim Auftakt über die 100m Hürden ihre Konkurrentinnen bei Gegenwind deutlich hinter ihren Vorleistungen blieben, kam Sandrina Sprengel mit 14,18s in den Bereich ihrer persönlichen Bestleistung (PB) ins Ziel. Damit hatte sie sich in eine sehr gute Ausgangsposition gebracht. Im nachfolgenden Hochsprung nahm die LGSZ-Siebenkämpferin diesen „Flow“ mit und sprang mit 1,75m von allen U18-Athletinnen am höchsten. Sie blieb damit nur einen Zentimeter unter ihrer PB und streifte bei 1,78m die Latte nur äußerst knapp herunter. Nachdem die Allrounderin auch beim Kugelstoßen mit 13,65m eine neue PB erzielte und drittbeste Stoßerin im Feld war, wuchs ihr Vorsprung in der Siebenkampfwertung weiter an. Zum Abschluss des ersten Tages über die 100m lag Sandrina Sprengel nach dem Start im Top-Lauf – wie eigentlich gewohnt – erst einmal zurück, holte dann aber eindrucksvoll auf und kam in starken 12,41s mit neuer PB ins Ziel. Damit war sie auch hier eine der Besten und beendete einen herausragenden ersten Tag mit einem Vorsprung von 132 Punkten auf die Zweitplazierte.
Zu Beginn des zweiten Tages stand der Weitsprung bei Gegenwind auf dem Programm. Für die führende Sandrina Sprengel hieß im ersten Versuch die Devise: „ein sicherer gültiger Sprung, um die Gesamtwertung nicht zu gefährden“. Dieses Unterfangen gelang ihr sehr gut. Sie sprang beim ersten Sprung zwar vor dem Brett ab, kam aber dennoch schon auf gute 5,79m. Sie ließ dann noch zwei Sprünge auf 5,90m und 5,91m folgen, was trotz des Gegenwindes neue PB bedeutete. Im anschließenden Speerwurf verunglückte der so vielseitigen Athletin ihr erster Versuch und landete nur bei etwas über 36m. Doch in den beiden verbleibenden Versuchen spulte sie ihr Programm dann wieder „routiniert wie ein alter Hase“ ab. Mit 42,56m flog auch der Speer auf die drittbeste Weite aller Athletinnen und landete nur knapp unter ihrer eigenen PB. Damit hatte sie vor dem abschließenden 800m-Lauf ihren Vorsprung inzwischen sehr deutlich ausgebaut und der Titel war ihr eigentlich nicht mehr zu nehmen. Durch die Verletzungspause hat Sandrina Sprengel in dieser Saison insbesondere im Laufbereich noch Defizite. Gut war unter diesen Umständen, dass sie im Rennen das Tempo zu Beginn nicht überdrehte, sondern konstant durchlief. Im Ziel wurde sie in ordentlichen 2:33min gestoppt. Damit holte sie sich mit hervorragenden 5.699 Punkten ganz überlegen den deutschen Siebenkampf-Titel der U18, was gleichzeitig auch einen neuen Baden-Württembergischen Landesrekord bedeutete.
Den Auftakt bei den dreitägigen Meisterschaften hatten für die LG Steinlach-Zollern tags zuvor im Zehnkampf der U20 bereits Finn Schulz und Joshua Kommer gemacht. Sie machten sich aufgrund ihrer starken Vorleistungen bei den baden-württembergischen Titelkämpfe Hoffnungen auf gute Platzierungen in den Top 8. In der ersten Disziplin über 100m konnte der Weilstetter Neuzugang der LG Steinlach-Zollern, Joshua Kommer, mit 11,61s an seine Leistungen von den Landesmeisterschaften anknüpfen. Finn Schulz startete mit 11,63s und blieb zwei Zehntel unter seiner Vorleistung. Dieser Trend zog sich auch in den nächsten Disziplinen fort. Während Joshua Kommer im Weitsprung ordentliche 6,41m folgen ließ und im Kugelstoßen mit 12,57m eine neue PB erzielte, kam Finn Schulz mit dem Weitsprunganlauf überhaupt nicht zurecht. Er verschenkte sehr viel und musste sich mit 5,79m begnügen. Für den aktuellen baden-württembergische Zehnkampfmeister lief es auch im anschließenden Kugelstoß nicht so. Dort musste er sich mit etwas ernüchternden 10,94m begnügen. Auch beim Hochsprung kamen beide U20-Athleten in Wesel nicht so gut zurecht und mussten mit 1,74m zufrieden sein. Im abschließenden 400m Lauf zeigten dann beide jedoch nochmals ihr ganzes Können und erzielten mit 50,91s (Finn Schulz) und 51,24s (Joshua Kommer) mit die besten Zeiten im Feld. Damit lag Joshua Kommer nach dem ersten Wettkampftag vielversprechend auf Rang 5, während Finn Schulz schon 300 Punkte gegenüber seiner Vorleistung zurücklag, aber immer noch in Tuchfühlung zur Top 8 war.
Am zweiten Tag startete Finn Schulz in 15,38s mit einer der allerschnellsten Zeiten über die 110m-Hürden. Joshua Kommer hatte in den vergangenen Monaten viel an seiner großen Schwäche, dem Hürdenlauf, gearbeitet und sich zuletzt auch deutlich verbessert. Im Wettkampf lief er nun auch ein richtig ordentliches Rennen bis er an der drittletzten Hürde, an die er zu nah aufgelaufen war, am Querbrett „einfädelte“. Dadurch stürzte er bäuchlings auf die Bahn. Er rappelte sich wieder auf, überquerte erstaunlicherweise und mit viel Kampfgeist diese Hürde fast aus dem Stand und lief noch über die weitere Hürde bis ins Ziel. Doch damit hatte er viele Punkte und alle Hoffnungen auf eine vordere Platzierung in einem Augenblick verloren. Leider erging es Finn Schulz im anschließenden Diskuswurf nicht viel besser. Er zeigte gleich im ersten Versuch einen weiten Wurf, knickte aber im Ring beim Abfangen des Wurfes noch mit dem Fuß ein und stürzte aus dem Ring. Nachdem er bei den weiteren Versuchen einmal übertrat und einmal den Diskus ins Fangnetz schleuderte, gingen ihm aufgrund einer fehlenden gültigen Weite ebenfalls viele Punkte verloren. Innerhalb kurzer Zeit erlebten die beiden Nachwuchs-Mehrkämpfer die heftigsten Tiefen, die ein solch herausfordernder zweitägiger Mehrkampf mit 10 Disziplinen mit sich bringen kann. Dass solche Nackenschläge auch ihre mentalen Nachwirkungen haben können, sah man beim anschießenden Stabhochsprung. Während sich die beiden LGSZ-Athleten im Einspringen und den erstem Wettkampfhöhen wieder gut präsentierten, hatte Joshua Kommer bei 3,70m erneut Pech. Er übersprang die Höhe recht deutlich, aber der nachfallende Sprungstab touchierte die Latte und warf diese herunter. Der Sickinger Finn Schulz zeigte seine besonderen Fähigkeiten mit dem Stab und sprang souverän über 3,80 und 4,00m. Bei 4,20m katapultierte ihn der Stab deutlich über die Latte hinaus, aber er touchierte die Latte mit der Hüfte im Hochsteigen bzw. mit der Hand im Herunterfallen. In den abschließenden Disziplinen Speerwurf und 1500m Lauf unterstrichen die beiden dann aber eindrucksvoll ihre Kämpferqualitäten. Im Speerwurf steigerten sich beide von Versuch zu Versuch. Am Ende standen für Joshua Kommer mit 51,24m (fast PB) und für Finn Schulz mit 43,54m eine neue PB auf dem Tableau. Auch im abschließenden 1500m-Lauf bissen die beiden trotz der zuvor erlebten Ernüchterungen noch einmal eindrucksvoll auf die Zähne. Joshua Kommer kam in einer Klassezeit von 4:34min ins Ziel. Finn Schulz folgte in 4:42min ebenfalls auf einem der vorderen Plätze. Am Schluss kamen die beiden auf die Ränge 10 und 12 im Zehnkampf der U20. Was noch viel mehr haften bleiben wird, ist der eindrucksvollen Kampfgeist, den die beiden LGSZ-Nachwuchs-Zehnkämpfer gerade zum Schluss des Wettkampfes trotz aller Unwägbarkeiten noch an den Tag gelegt haben. Diese Einstellung zeichnet wahre Zehn-„kämpfer“ aus!
In der Männerklasse gingen Christoph Ewinger und Niklas Kretschmer für die Farben der LGSZ an den Start. Während der frisch gekürte baden-württembergische Zehnkampfmeister Christoph Ewinger beim Auftakt im 100m-Sprint an seine Vorleistungen mit 11,40s nahtlos anknüpfte, musste Niklas Kretschmer sich mit 12,04s begnügen. Dabei muss man berücksichtigen, dass Niklas Kretschmer nach sehr engagierter Vorbereitung bis Pfingsten zuletzt berufsbedingt nur sehr eingeschränkte Trainingsmöglichkeiten gehabt hatte und dennoch die Herausforderungen bei den deutschen Meisterschaften anging. In der zweiten Disziplin dem Weitsprung machte es der 30-jährige Christoph Ewinger spannend. Er übertrat die ersten beiden Versuche, die eigentlich sehr weit waren. Dann ging er im letzten Versuch auf Sicherheit und landete bei ordentlichen 6,55m. Für Niklas Kretschmer gingen solide 6,14m in die Wertung ein. Beim Kugelstoßen mit der 7kg-Kugel steigerte sich der Christoph Ewinger im LGSZ-Team auf eine neue PB von 12,57m. Drehstoßtechniker Niklas Kretschmer erzielte mit 12,73m eine ordentliche Weite, wenn man berücksichtigt, dass ihn schon seit ein paar Jahren eine chronischen Fingerkapselverletzung beim Stoßen handicapt. Im Hochsprung präsentierten sich beide in guter Verfassung. Christoph Ewinger übersprang gute 1,88m und Niklas Kretschmer überquerte 1,82m. Bei diesem Sprung verdrehte er sich das Sprunggelenk so ungeschickt, dass ihn die anwesenden Ärzte zu einem Verzicht auf weitere Sprünge rieten. Über die 400m überzeugte Christoph Ewinger erneut und lief richtig gute 50,98s. Damit lag er nach Tag 1 auf PB-Kurs. Niklas Kretschmer war mit 54,10s über 400m deutlich schneller als unlängst bei den Landesmeisterschaften.
Der zweite Tag mit den 110m Hürden begann für Niklas Kretschmer mit einem erheblichen Dämpfer. Er kam in seiner ungeliebtesten Disziplin eigentlich gut durch, blieb dann aber ähnlich wie am Vortag sein U20-Kollege Joshua Kommer an der letzten Hürde am Hürdenbrett hängen. Mit viel Geschick konnte er einen Sturz noch vermeiden. Aber auch er hatte dadurch einige Zeit und damit wertvolle Punkte liegengelassen. Christoph Ewinger, der nicht zu den größten im Zehnkampf-Feld gehört, kam für seine Möglichkeiten ganz solide durch den Hürdenwald. Er blieb zwar auch an einer Hürde etwas hängen, aber kam noch gut in 16,41s ins Ziel. Den Diskuswurf absolvierten beide solide. Der wurfstarke Niklas Kretschmer war mit 42,00m der drittbeste Werfer aller Männer und Christoph Ewinger warf mit 35,31m im Rahmen seiner Möglichkeiten. Beim Stabhochsprung merkte man Niklas Kretschmer die fehlende Routine bei diesem so komplexen Bewegungsablauf an. Er schaffte seine Anfangshöhe von 3,60m erst im dritten Versuch. Auch bei den weiteren Höhen benötigte er viele Versuche. Letztendlich waren an diesem Tag 3,90m für ihn zu hoch. Im Vergleich zu den 4,30, die er unlängst noch bei den Landesmeisterschaften übersprungen hatte, stellte ihn dies natürlich nicht zufrieden. Christoph Ewinger zeigte sich bei seiner Anfangshöhe von 4,10m souverän. Auch 4,20m und 4,30m überwand er deutlich. Aber bei 4,40m fehlte dann das richtige Timing. Er hatte zwar die Höhe deutlich übersprungen, touchierte die Latte aber im Herunterfallen. Schade, dass ihm dann beim letzten Versuch eine Windböe einen Schirm in die Anlaufbahn wehte und ihn dadurch aus dem Konzept brachte. Wie schon die U20-Jungs steckten aber auch die beiden LGSZ-Zehnkämpfer in der Männerklasse diese Negativerlebnisse weg. Beim Speerwurf galt es für Niklas Kretschmer darum, das am Vortag lädierten Sprunggelenk, mit welchem er hier stemmen muss, sehr dosiert einzusetzen. Und dies gelang gleich im ersten Wurf mit einem soliden Wurf auf 51m gut, so dass er auf weitere Würfe verzichten konnte. Christoph Ewinger überzeugte mit einer neuen PB von 51,49m und freute sich, endlich erstmals über die 50m hinauszuwerfen. Im abschließenden 1500m Lauf holten die beiden LGSZ-Läufer nach einem kurzen Wolkenbruch auf der nassen Bahn noch einmal alles aus sich heraus. Christoph Ewinger konnte mit 4:44min die angepeilte neue PB mit 6.808 Punkten fixieren und einen sehr guten 9. Rang in einem recht hochklassig besetzten Feld erzielen. Niklas Kretschmer konnte nach aufopferungsvollem Lauf in 4:53min mit 6.207 Punkten den 14. Rang belegen. Das mitgereiste LGSZ-Betreuerteam war sehr zufrieden damit, wie auch die Männer im Zehnkampf trotz aller Unwägbarkeiten bis zum Schluss alles gegeben haben.
Die Ergebnisse der LG Steinlach-Zollern im Überblick:
WU18:
7-Kampf: (100m Hürden 76cm – Hoch - Kugel 3kg – 100m / Weit - Speer 500g – 800 m)
Sandrina Sprengel - 5.699 Punkte (PB) – Deutsche Meisterin mit baden-Württembergischem Rekord
(14,18s – 1,75m – 13,65m – 12,41s (PB) / 5,91m (PB) – 42,56m – 2:33,83min)
MU20
10-Kampf: (100m – Weit – Kugel 6kg – Hoch – 400m/ 110m Hü 99cm – Diskus 1,75kg – Stab-hoch – Speer 800g – 1.500m)
Joshua Kommer – 5.920 Punkte – Rang 10
(11,61s – 6,41m – 12,57m – 1,74m – 51,24s / 22,91s (gestürzt) – 34,28m – 3,60m – 51,24m – 4:43,38min)
Finn Schulz – 5.737 Punkte (PB) – Rang 10
(11,63s – 5,79m – 10,94m – 1,74m – 50,91s / 15,38s - ogV - 4,00 – 43,54m (PB) – 4:42,38min)
Männer
10-Kampf: ((100m – Weit – Kugel 7kg – Hoch – 400m / 110m Hü 106cm – Diskus 2,0kg – Stabhoch – Speer 800g – 1.500m)
Christoph Ewinger – 6.808 Punkte (PB) – Rang 9
(11,40s – 6,55m – 12,52m (PB)– 1,88m – 50,98s / 16,41s – 35,31m – 4,30m – 51,49m (PB) – 4:44,64min)
Niklas Kretschmer – 6.207 Punkte – Rang 14
(12,04s – 6,14m – 12,73m – 1,82m – 54,10s / 17,73s – 42,00m – 3,80m – 51,03m – 4:53,80min
Herzlichen Glückwunsch allen Athleten und Trainern!